Mesomerie |
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Die weitaus meisten Verbindungen der Chemie sind aromatische, die auf dem Sechserring des Benzols oder noch allgemeiner auf der Sechserstruktur des Graphitgitters beruhen. Da alle Kohlenstoffatome in einer Ebene angeordnet sind, können zwei Wertigkeitspfeile nicht so richtig sich anbinden. Der Benzol oder das Graphit müßten sehr reaktionsfähig sein, was aber ganz und gar nicht stimmt. Also werden die "freien" Wertigkeiten reihum in wahnsinniger Frequenz immer wieder neu besetzt und lösen sich im gleichen Takt. Auch das dichte Wasser hat eine mesomere Struktur und vernetzt sich untereinander zur Membrane. Die Ähnlichkeiten zum Graphitnetz und damit Benzol sind offensichtlich. Nur ist Benzol gelb und Wasser blau. Mesomerie macht Farbe. Kohlenstoff ist für die Biologie der wichtigste Werkstoff. Als Element taugt er nichts. Nur seine Verbindungen können steinhart bis gasförmig sein - eben fast alle erforderlichen Eigenschaften aufgeprägt bekommen. Die Mesomerie ist zwar eine bessere Theorie als die vorhergehende und bis jetzt ganz tauglich, aber erklärt nicht ausreichend die wahnsinnige Vielfalt der aromatischen Verbindungen, wozu auch die lebendigen zum größten Teil gehören. Ich möchte deshalb hier an den Schneekristall anknüpfen und verweise auf mein Buch. Auch er ist sechseckig und zweidimensional und vor allem gleicht keiner dem anderen trotz der sehr einheitlichen Struktur. Auch er ist aus einer Abart der Mesomerie entstanden (Rotation und Abflachung und Wirbel). Ich muß zu diesem Zwecke die negative Blase einführen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die nicht-euklidische Geometrie von Bolyai, Lobatschewski, Riemann usw. In dieser Geometrie wurde auch das Gegenteil der Kugel gefunden, auf der alle Winkelsummen des Dreieckes unter 180 Grad sind usw. Bei der normalen Blase sind alle Flächen nach außen gebogen. Die innere Krümmung erzeugt im Inneren der positiven Blase einen Krümmungsdruck, der nach Laplace doppelt so groß ist wie der in einem Kugeltropfen. Nun müssen wir nur noch eine Blase erfinden, die in Analogie zur negativen Kugel (sie heißt bei den Mathematikern natürlich ganz anders) gebildet wird. Das war schon alles. Diese negative Blase hat im Gegensatz zur normalen die Tendenz sich zu verkleinern, weil der Außendruck durch die Transpiration des Wandwassers größer als der Innendruck wird, weil die Krümmung außen größer ist. Wenn Sie sich das nicht vorstellen können gucken Sie sich einen Schneekristall an. Auch bei ihm strebten bei der Entstehung alle Wassermassen nach innen, weil es wirbelgemäß geschah. Beim Wirbel entsteht im inneren ein Vakuum. Diese negative Blase hat also ungezählte Igelstacheln (von zwei bis unendlich), nur daß die Außenwände exponentiell nach innen gebogen sind. An den Spitzen der Stacheln (denken Sie an ein Pollenkorn) ist der geometrische Krümmungsdruck nach Laplace so groß, daß die Blase platzt und eine Versprühung stattfindet. Denken Sie an das sogenannte Elmsfeuer, eine Erscheinung der statischen Elektrizität, welche den Seefahrern früher ein Gruseln über den Rücken jagte. So entsteht der Unterdruck. Elektrizität bedeutet aber auch Anziehung oder Abstoßung, wobei die chemische Bindung in der ganzen Vielfalt erfaßt wäre. Bei dem Stichwort Sprühelektrizität muß man an Coehn und meine Atomtheorie des dauernden Werdens und Vergehens der Atome, an das superschwache Leuchten der Zellen, die Piezoelektrizität usw. denken. Kohlenstoff ist besonders gut geeignet, weil es das symmetrischste Element ist und weder Metall noch Nichtmetall. Es ist die Verwirklichung der Identität von zwei Gegensätzlichkeiten. Denken Sie auch an das siebte Prinzip von Jacob Böhme. Vor allem studieren Sie Pollenkunde und Schneekristalle als praktische Anschauung und Beispiel wie Harmonie aus dem Chaos geboren werden kann. |
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