1.4. Die Gesetze des Lebendigen

Die Überschrift ist etwas irreführend, denn wir behaupten ja, daß die gesamte Welt lebendig ist. Ab diesem Kapitel werden wir uns aber fast nur dem biologischen oder irdischen Leben zuwenden. Dabei vergessen wir nicht, daß gemäß repraesentatio mundi und historii die Biologie für die gesamte Welt steht. Wir müssen nach der vielleicht für viele allzu abstrakten Darstellung in den vorangegangenen Kapiteln etwas konkreter werden, auch wenn es der Autor nicht verhehlen kann, mehr ein Philosoph als ein Biologe zu sein, obwohl er Biologie studiert hat. Die Anwendung des theoretischen Wissens auf die Praxis ist aber genauso wichtig. Da ich 23 Jahre in einem Institut für angewandte Forschung gearbeitet habe, kann ich Anwendung schätzen und weiß um die Tücke des teuflischen Objekts, dem Widerspruch zwischen Wahrheit und Praktikabilität, dem Hauptwiderspruch meines Werkes. Nach dem Höhenflug bis ans nicht vorhandene Ende des Weltalls wird uns etwas Erdenhaftes gut tun. Schuster bleib bei deinem Leisten. Was maßt sich ein Biologe überhaupt an, über hohe theoretische Physik zu reden, die doch ach so kompliziert ist, daß man schon mindestens ein Achtel Einstein sein muß.
Was ist nach Meinung des Autors Leben auf der Erde? Es ist auf der Wasseroberfläche beruhendes Phänomen. Wasseroberfläche, die nicht Oberfläche ist, sondern zwischen Stützen mehr oder weniger zweidimensional aufgespannte Wassermembran. Die Stütze können auch die eigenen Wassermoleküle sein, so daß Kugeln oder Blasen oder Schäume entstehen, wobei Ionen und oberflächenaktive Stoffe eine große Rolle spielen. Das Wasser als Uroberfläche des biologischen Lebens.
Dieses Leben ist zu 90% Wasser. Das Wasser ist gewissermaßen die Seele vons Jeschäft. Wußten Sie übrigens schon, daß Leben vielleicht eine deutsche Erfindung ist? Worin besteht das Wohl und W des Lebens? Wärme, Wasser, Wellen, Willen, Wachstum, Werkzeug, Waffen, Wohnung, Werden, Wandlung = Wunder. Welche Sprache kann da mithalten? Wasser ist eben schon lebendig. Wenn Sie das nicht glauben können, so fordere ich Sie wenigstens auf, sich einmal in den Gedanken hineinzuversetzen. Ich glaube, daß er Sie nicht mehr los läßt, wenn sie nicht von vornherein alles ablehnen.
Bei mir ging die Klarheit erst los, als ich eines Tages im Jahre 1986 den Gedanken hatte. Mensch, das Wasser ist doch die Hauptsache und nicht Eiweiß, DNS, RNS oder was sonst noch alles so rumschwimmt in der Zelle. Schon die Menge spricht eine deutliche Sprache.
Lassen Sie sich von mir überzeugen. Die einzige Hoffnung, die ich habe, um dieses Buch mit Lust zu schreiben.


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